Ganz klar: In der Welt des Entertainments und des Eventmanagements wird viel Englisch gesprochen. Aber auch wenn Sie die Sprache von Shakespeare und Hemingway fliessend beherrschen, werden Ihnen einige Begriffe aus der Unterhaltungswelt eher «spanisch» vorkommen. Wir möchten das ändern – mit einer Liste der 13 wichtigsten Definitionen im Showbusiness.
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Kolumne
2014 neigt sich dem Ende zu und damit auch meine Tätigkeit als Bright-Kolumnist. Über ein Jahr lang durfte ich regelmässig Texte abliefern, mit dem Vorliegenden verabschiede ich mich bei Ihnen. Ich freue mich auf ein Wiedersehen auf Schweizer Bühnen und auf ein Wiederlesen auf meinem eigenen Blog. Bis dahin wünsche ich Ihnen einen gelungenen Jahresendspurt und eine schöne Weihnachtszeit!
In den letzten Monaten verging keine Woche ohne dass eine neue Geburtsanzeige ins Haus flatterte. Frisch geschlüpfte Babies aller Orten. Überglückliche Mamis und Papis die sich auf Schlafentzug, Abpumpen und Windelwechseln freuen. Ab jetzt wird alles gefilmt, fotografiert und festgehalten. Das erste Lächeln, der erste Schluckauf, die ersten Spaghetti mit Tomatensauce. Ich liebe die Fotos und Filmchen von unseren beiden eigenen Söhnen sehr. Meine Frau Caro ist eine erstklassige Archivarin und ich bin immer wieder ein wenig erschüttert, wenn ich merke, wie viel ich vergessen hätte ohne unsere ganzen Bilder und Videos.
Die meisten Eltern fotografieren und filmen, ich habe noch eine weitere Möglichkeit gefunden Kinderjahre zu dokumentieren. Für beide Söhne habe ich jeweils ein Word-Dokument eröffnet, um witzige Aussprüche zu sammeln. Inzwischen ist da ganz schön was zusammengekommen... hier ein paar meiner Highlights:
Lio ist drei Jahre alt und es ist Adventszeit. Mama backt Lebkuchen und Lio meint: „Gottseidank ist das Lebkuchen und nicht Totkuchen!“
Er darf Schöggeli essen zum Dessert. Mama legt im eins hin und dann noch eins dazu und fragt: „Eis und eis sind...?“ Lio: „Zwei!“ „Jetzt legi no eis dezue, weviel häsch dänn?“ Lio: „Drüü!“. „Jetzt nimmi zwei wäg – weviel häsch jetzt?“ Lio: „Jetzt hani zwenig!“
Lio – 4 – läuft mit Papa zur Kinderspielgruppe. „Jetzt wollen wir Englisch sprechen, Papa!“ „Ah ja? Kannst Du denn schon ein wenig Englisch reden?“ Lio: „Ja... Danke heisst Fuck You!“
Lio (9) und Papa beim gemütlichen Wurstbräteln im Wald. Lio ganz glücklich: "Weisst Du - so etwas muss man einfach mal gemacht haben!"
Lio ist gerade 7 Monate alt... Yann schon 5 ½ Jahre.
Yann: „Papi, warum trägst Du Lio und nicht mich die Treppe runter?“
Papa: „Weil Lio noch nicht laufen kann...“
Yann: „Lio hat Füsse, dann kann er auch laufen!“
Papa: „Pinguine haben auch Flügel und können nicht fliegen!“
Yann: „Aber Du hast auch keine Flossen und kannst trotzdem schwimmen!“
Yann, fast 9: „Papa, was sind Schildbürger?“ Papa: „Hast Du eine Vermutung?“ Yann: „Ja... die Polizei?“.
Yann ist in der vierten Klasse und kommt zum Zmittag nach Hause. Er freut sich, daheim zu sein. Als er gebeten wird den Tisch zu decken, meint er: „Tja... die Freude war von kurzer Dauer!“
Yann (10) denkt über die Anschaffung eines zweiten Hundes nach: „Ich hätte gerne einen Cocktail Spanier!
Tja, langsam werden die Sprüche erwachsener. Drum ich bin sehr froh über unsere Sammlung. Vom Cocktail Spanier bin ich immer noch ganz geschüttelt - äh - gerührt. Prost!
“Michel Gammenthaler | Dezember, 2014”
Ich bin grad voll im Gute-Alte-Zeit-Groove. Es gibt Sachen die waren gut und - obacht! - sind es immer noch. Hier drei altbewährte Dinge, die sich bestens aufwärmen lassen:
Vitaparcours
Kein neuer Fitnesstrend aus den USA, kein Powertraining für Botox-Divas, kein "So hat sich Ryan Gosling für den Blabla-Blockbuster vorbereitet"-Personalworkout. Einfach nur Wald, lecker Luft und Du. Während Klimmzügen an der Reckstange und Hüpfübungen auf Holzstämmen tankt man Energie, Sauerstoff und Glück. Die Parcours sind bestens in Stand gehalten, man geht alleine oder gleich mit der ganzen Familie los, der Hund düst mit und zu allem Überfluss ist das Ganze erst noch gratis!
Hängeregister
Es gibt ja ganz nervigen Papierkram. Den man leider nicht wegschmeissen darf, für den man aber auch keinen schlauen Ort zum Aufbewahren findet. Bezahlte Rechnungen, Versicherungspolicen, Verträge - dafür gibt's Ordner. Doch wohin mit Fress-Zetteln, Konzert-Tickets, Abholscheinen, Schulreise-Informations-Blättern? In den meisten Haushalten errichtet man dafür einen Stapel. Wo wahllos alles aufgetürmt wird, das grad nirgends hinpasst. Schon vor Jahren habe ich meine Stapel aus der Horizontalen in die Vertikale transferiert: Ein Hängeregister mit Mappen „A“ bis „Z“ eingerichtet. That's it. Der ganze Mist ist vom Tisch und dabei einfach wieder zu finden. Wenn man das Register dann noch mit einem Terminkalender koppelt, wird es schon fast gespenstisch effizient!
Verbindlichkeit
Oje. Jetzt wird er wieder moral-lastig. Also... los geht’s: Gemeinsame Projekte, Freundschaften, Beziehungen werden unendlich viel einfacher und erquicklich dynamischer, wenn man verbindlich ist. Verbindlichkeit ist ziemlich veraltet. Heute macht man ab, dass man irgendwann mal abmacht. Man überlegt sich's dann noch. Mal schauen. Warum nicht gleich zur Tat schreiten? Sich festlegen. "Ja" oder "Nein" sagen. Vereinbarungen einhalten, pünktlich sein, Deadlines unterbieten. Liefern. Helfen. Unterstützen. Anwesend sein. Oder schlicht und ergreifend nicht mitmachen. Statt herumdrucksen. Seinen Mann, seine Frau stehen. Egal ob man zu- oder absagt. Hauptsache man entscheidet sich. Danach kann sich die Welt weiterdrehen und die anderen wissen, was sie von einem erwarten können und was eben nicht. Old school at it's best: Verbindlichkeit.
“Michel Gammenthaler | Oktober, 2014 ”
Eine Zeit lang war ich überzeugt, dass sich die Welt jeden Tag schneller und noch schneller und noch etwas schneller drehen würde. Bis wir alle, wie von einem gigantischen Karussell, spielzeuggleich ins unendliche All geschleudert würden.
Streckenweise war mir wirklich alles zu viel. Heerscharen von handy-hypnotisierten Zombies, die blind in den Fussgängerzonen rumstaksten, machten mich fassungslos. Mit Kopfhörern hirnversiegelte Dauersedierte, die vorgaben gleichzeitig zum Soundhören auch noch Konversation führen und Gratiszeit lesen zu können, ekelten mich richtiggehend an.
Konsumieren, Absorbieren, Ausprobieren, Aufsaugen, Auspressen, Reinziehen, Runterladen, Klicken, Liken, Posten. Ständig. Immer. Überall. Keine Verbindlichkeiten mehr. Vielleicht. Maybe. Generation Maybe. Wenn ich das nur schon höre. Würg.
Dabei bin ich der erste der sich über die digitalen Vorzüge unserer Zeit freut. Vor ein paar wenigen Jahren erst musste ich noch Stunden aufwenden, um die Termine aller Familienmitglieder aufeinander abstimmen zu können. Heute synct sich die Geschichte selber.
CDs hortete ich bergeweis, Büchern stapelten sich in luftige Höhen, heute lese ich Ebooks und streame mir die Musik dazu
Wie macht man eine Sauce Bernaise? Wann kommt mein Zug an? Wie viele Berggorillas leben in Zaire? Fragen auf die ich heute innert Sekunden eine Antwort bekomme.
Trotzdem. Runterdosieren tut not und gut. Wir alle müssen unseren Umgang mit der immer präsenten digitalen Welt Tag für Tag neu definieren. Darüber nachdenken. Nicht einfach vorbehaltslos jedem Trend hinterherhecheln und ständig, ständig, ständig online sein. Was für eine Wohltat ist es doch, sich auszuklinken. Hier ein paar Tricks, die das Leben umgehend wieder etwas "echter" machen:
Sie sitzen mit Ihrer Verabredung im Restaurant. Ihr Gegenüber verlässt für einen Moment den Tisch... Greifen Sie für einmal NICHT zum Handy. Lassen Sie es einfach in der Hosentasche. Schauen Sie sich stattdessen um. Studieren Sie die Umgebung, die Menschen, die Einrichtung. Da ist eine ganze Welt. Mehrdimensional und in realtime!
Es ist Sonntag. Kein Termin, keine Verpflichtungen, ein ganzer Tag liegt vor Ihnen. Machen Sie einen medienfreien Tag! Schalten Sie vom Aufstehen bis zum Schlafengehen keines Ihrer belustigenden Beriesel-Geräte ein. Kein Smartphone, kein Tablet, kein TV, kein Radio, kein Laptop, kein MP3-Player. Ein Kick sondergleichen.
Lassen Sie Ihr Handy zu Hause, wenn Sie das nächste Mal auf Besuch gehen. Sie werden sich wie ein Ausserirdischer fühlen. Nur das die besuchten Erdenbewohner technisch weiter sein werden als Sie. Trippig.
Schalten Sie ab. Und falls es langweilig wird: Halten Sie die Langeweile aus. Das sind wir uns gar nicht mehr gewohnt. Sie werden staunen, was alles mit Ihnen passiert... Wellness für's Hirn. Abschalten. Jetzt.
“Michel Gammenthaler | September, 2014 ”
Jedes Mal wenn ich irgendwo auftrete, rede ich mit den Veranstaltern über Ihre Erlebnisse mit Künstlern und Acts im Rahmen vergangener Veranstaltungen. Wenn man das regelmässig und über Jahre hinweg macht, merkt man relativ schnell, wer welchen Ruf hat bei den Organisatoren. Wegen meiner Vorliebe für solche Geschichten, gelte ich wahrscheinlich als klatsch- und tratschsüchtig. Sei’s drum. Ich höre halt schon gern Stories über wahnsinnig komplizierte C-Promi-Diven, die sich unmöglich aufgeführt haben und von überraschend netten und umgänglichen Top-Shots, die überhaupt nicht so arrogant wie erwartet rüberkamen.
Ein grosses Thema: Die Rider. Die Technik-Rider. Die Backstage-Rider. Auf Ridern wird dem Veranstalter im Vorfeld mitgeteilt, was sein muss. Auf Technik-Ridern stehen die Anforderungen betreffend Licht, Ton und Bühne. Da kann es dann schon vorkommen, dass man von einem auf der Erfolgswelle reitenden Kleinkünstler der beim letzten Mal noch „einen Stuhl und eine Spielfläche von 2 x 2 Metern“ benötigte, beim nächsten Programm ein 12-seitiges Manual mit Technik-„Wünschen“ aufs Pult geknallt kriegt. Und sich dann fragt, ob man nicht besser gleich Céline Dion gebucht hätte.
Noch bizarrer wird es bei den Backstage-Ridern. Der eine benötigt sechs Flaschen Weisswein, der andere muss einen Teppichboden haben in der Garderobe und wieder andere kommen nicht ohne Bügeleisen aus.
Mit diesen Aufstellungen ist es so eine Sache. Einerseits sind es selten die Künstler selber, die diese verfassen. Andererseits werden sie oft gar nicht wirklich gelesen. Geschweige denn erfüllt. Bei mir steht seit Jahren das Gleiche drin und trotzdem gibt es immer wieder neue Varianten. Von „Gar nichts“ bis „Schlaraffenland“ habe ich schon alles angetroffen. Umso witziger, wenn mühselig jedes Detail erfüllt wird, nur um dann einen Künstler anzutreffen, der aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. So wurde mir einmal erzählt, dass sich der Schweizer Kabarett-Übervater Emil gewundert, ja fast geärgert hätte, warum er in der Garderobe immer nur Salami-Sandwiches vorfinde. Bis ihm dann eine Veranstalterin offenbarte, dass dies genau so auf seinem Backstage-Rider stünde.
Ähnlich ging es mir mit meinem Techrider. Bei meinem ersten Programm benötigte ich noch einen Mini-Disc-Player. Der Player wurde über Jahre hinweg in die jeweils aktuellen Rider weiter ge-copy-pastet. Einfach so. Gemerkt habe ich es erst, als mein Techniker mir irgendwann sagte, dass es ihn langsam nervt, höflichkeitshalber jeden Abend so zu tun, als ob er einen benutzen würde...
“Michel Gammenthaler | Mai 2014”
Ich bin verliebt in die Kleinkunst! Die Kleinkunst ist mehr als ihre Künstler. Diese Szene ist ein ganz fein und engmaschig gesponnenes Netz aus Veranstaltungsorten, Bühnen, Klein- und Kleinsttheatern. Am Leben erhalten von unzähligen Ehrenamtlichen, Veranstaltern, Kulturvereinen und Herzblut-Idealisten.
Jährlicher Höhepunkt: Die im Kultur- und Kongresszentrum Thun stattfindende Kleinkunst-Börse. Die gnadenlose Kleinkunst-Vollpackung! Der Kabarett-, Comedy-, Lieder- und Slammer-Overkill! Veranstalter, Künstler und Agenten versammeln sich jeweils im April während vier Tagen.
Die Kleinkunst! Es gibt immer wieder dieser Szene angehörige Künstler, die das "Klein" im Wort "Kleinkunst" nicht mögen. Weil sie finden, dass es die "Kunst" "klein" macht. Ich betrachte diesen Ausdruck eher als Prädikat, als Auszeichnung. Kleinkünstler erschaffen Programme, weil sie gar nicht anders können.
Hier meine Highlights der diesjährigen Börse:
Thomas C. Breuer. Der Mann ist schon 62, hat aber immer noch den Schalk eines Fünfjährigen. Dieses Jahr wurde er - endlich - mit dem renommierten Kabarett-Preis "Salzburger Stier" ausgezeichnet. Mit Kabarettisten ist es wie mit Wein. Sie werden mit den Jahren immer besser. Wein ist auch das Thema seines neusten Programms "Kabarett Sauvignon". Herrlich. Ein wunderbarer Tropfen Satire.
E1nz. Jonas und Esther Slanzi präsentieren ein verspieltes Nouveau Cirque-Projekt. Überraschend, berührend und faszinierend originell. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal Tränen in den Augen hatte, weil mich eine Performance so umgenietet hat. Hurra!
Jochen Malmsheimer. Obwohl er gleichzeitig mit vier Programmen unterwegs ist, tritt Malmsheimer viel zu selten in der Schweiz auf. Wer Gelegenheit hat, ihn live zu erleben, sollte nicht lange fackeln. Ein deutscher Kabarett-Urgesteins-Brocken. Ein Teddybär der aussieht, wie wenn er Mitglied bei den Hells-Angels wäre. Ein Kracher.
Drei Rosinen aus dem reichhaltigen Kleinkunst-Kuchen. Viel Spass!
“Michel Gammenthaler | April 2014”
Ich esse mit ein paar Leuten zu Mittag. Alle sehr achtsam. Zurückhaltend. Salat. Vegi. Wasser. Keine Süssigkeiten. Gar kein Dessert. Nur Espresso. Ohne Zucker. Der fiese Frühling fängt dieses Jahr viel zu früh an. Da schaut man schon Ende Februar Richtung Freibad. Schrecklich.
Wir klopfen uns alle gegenseitig auf die Schulter. Wenigstens verbal. Ja, ja. Schon richtig. Wir machen das alle sehr gut. Der erste Badehosen-Tag kommt schneller, als man denkt.
Da setzt sich der braungebrannte, gutgelaunte Rolf zu uns an den Tisch, kippt ordentlich Zucker in den Kaffee und gönnt sich ein grosses Stück Schokolade. Wie wenn er unsere Gedanken gelesen hätte, meint er: "Seit ich mit Sport aufgehört habe und wieder esse was ich will, geht's mir super!" Hm.
Diese Einstellung habe ich auch. Manchmal. Immer dann wenn ich nicht in der "Jetzt-muss-ein-Sixpack-her"- Phase bin. Die beiden Extreme wechseln sich bei mir zuverlässig ab. Schon seit Jahren. Entweder bin ich hyper-diszipliniert, esse perfekt nach Plan und trainiere wie ein Wilder. Oder ich lasse es ganz sausen und gebe mich völlig dem Geniessen hin. Esse nach Lust und Laune. Feiere das Leben.
Beide Zustände machen mich nicht glücklich. Nur diszipliniert sein? Öd. Mich ständig gehen lassen. Auch u nbefriedigend. Also alles mit Mass. Auch das Mass...
Mass? Ich könnte jetzt ein Bier vertragen. Oder zwei. Und von einer Welt träumen, in der man vom Arzt gemahnt wird, öfter mal ein Cordon Bleu zu essen. In der Jogging dick macht. Und man regelmässig Creme-Schnitten zu sich nehmen sollte. Wegen der Omega-3-Fettsäuren. Genau. Das wär's... seufz. Wo sind eigentlich meine Laufschuhe?
“Michel Gammanthaler | März 2014”